BERLIN MEETS ROTTERDAM
Huba De Graaff
DE PORNOPERA (DE)
»In vielen Opern«, schreibt Huba de Graaff, »geht es um Lust, um Verlangen, um Sex. Diese hier konzentriert sich direkt auf das Wesentliche!«
Anhand der Audiospuren von Pornofilmen analysierte de Graaff sämtliche Varianten des Stöhnens. Sie begreift in ihnen ursprüngliche und dem Singen verwandte Ausdrucksqualitäten der Stimme. Dass sie nichtsdestotrotz ausgesondert bleiben aus der Vokaltechnik, versteht sie vor dem Hintergrund des Idealisierungsstrebens einer von Männern beherrschen Musikwelt, der alles, was in der Kunst ans Körperliche erinnert, als schmutzig gilt. Die klassisch-romantische Sinfonik, hinter deren Finali ihr das sublimierte (und also »entkörperlichte«) Leitbild der männlichen Ejakulation zu stehen scheint, konterkariert ihre PORNOPERA aus feministischer Sicht durch unversteckten Rückbezug aufs Körperliche des Sexualakts sowie durch einen formalen Aufbau, der sich hierbei am Vorbild von weiblichem Rhythmus und Timing orientiert.
Bis hin zur Regie ist DE PORNOPERA alleine von Frauen getragen. Wo Pornos vor allem visuellem Reiz gehorchen, geht es hier um akustischen, also spielt das Stück im Halbdunkel. »Stellen Sie sich einen heißen Sommerabend vor! Alle Fenster sind weit geöffnet. Und von überall her hören Sie weibliche Orgasmus-Schreie. Und die ganze Welt keucht, seufzt, stöhnt, schwingt, oszilliert. Bis, endlich, der Höhepunkt erreicht ist! Pornografie ist oft vulgär, verlogen und hässlich. Dies Stück aber ist ein schönes. Denn Singen ist eine Befreiung.«
Musik: Huba de Graaff | Regie: Sanne von Rijn
Mit: Soetkin Demey, Stimme | Eva Tebbe, Harfe | Ekaterina Levental, Harfe
Ort: Volksbühne – Unteres Foyer
Dauer: ca. 45 Minuten
Aufführungen:
Do 26.9., 20:30 Uhr
Do 26.9., 22:30 Uhr
Eine Produktion von Huba de Graaff 2017, basierend auf einer früheren Version von 2014. Gastspiel gefördert von Dutch Performing Arts, einer Initiative des Performing Arts Fund NL