Über BAM!

BAM!, das Festival der freien Musik­theater­szene Berlins, ist zurück!

In der breiten Palette seines Programms spiegelt sich auch 2022 die Vielfältigkeit dieser Szene beim Experimentieren mit Spielformen und Ausdrucksweisen eines neuen Musiktheaters. Berlin, so zeigt sich erneut, ist mehr als nur ein Mekka für Opernfreunde, es ist auch Metropole und Melting Pot eines „anderen“ Musiktheaters – eines Musiktheaters zwischen darstellendem Spiel und Performance, Pop und Post-Avantgarde, sogenannt „zeitgenössischer Musik“ und elektronischen Grooves. Längst sind die Grenzen all solcher Einteilungen durchlässig und immer noch birgt das Raum für Unerwartetes und Überraschendes.

Seit BAM!s letzter Austragung im Oktober 2019 manövrierte das freie Musiktheater durch schwierige Zeiten. Mit dem Lebenswillen und der ungebrochenen Vitalität der freien Musiktheaterszene demonstriert BAM! in diesem Jahr auch deren intensive Auseinandersetzung mit einer veränderten Welt. Oft in diesem Programm geht es um Erfahrung von Nähe und Ferne, um Kontakt und Isolation, um Körperlichkeit und um die Entkörperlichung unserer Beziehungen, um ein Gefühl von Verunsicherung in Wahrnehmung und Einschätzung des Äußeren.

Auch in seinen Formaten hat sich freies Musiktheater seit 2019 verändert. Um als Künstlerinnen und Künstler nicht stillzustehen, verschlug es viele während des Lockdowns von der Bühne ins Digitale. Die Erweiterung des Festivalangebots um ein ausführliches Filmprogramm trägt der Menge von Arbeiten Rechnung, die während der letzten zwei Jahre in solchem Feld entstanden. BAM!s Zentrum ist auch 2022 der Rosa-Luxemburg-Platz – zur Volksbühne aber gesellt sich nun schräg über die Straße das von Hans Poelzig in den 1920er Jahren erbaute Kino Babylon.

Ein Herzstück freien Musiktheaters bildeten bis vor nicht allzu langer Zeit Formate, die auf Involvierung des Publikums zielten. Seit aber die Maske ins Theater zurückgekehrt ist und von der Bühne dabei in den Zuschauerraum wechselte, ist die Wand zwischen beiden nicht so einfach mehr einzureißen. Die Idee einer Aktivierung des Publikums haben sich viele trotzdem nicht austreiben lassen. Installative Formate bieten hierbei ein Gegenmodell zu corona-erzwungenem Ausweichen des Theaters in die Pixel. Ihre inszenieren Räume umgehen die Kontaktbeschränkung, indem Besucherin und Besucher hier die einzigen Akteur:innen bleiben. Neben filmischen Arbeiten bieten deshalb auch installative Formate eine wichtige Ergänzung des diesjährigen Programms. Wie das Babylon über drei Tage zur BAM!-Filmrolle einlädt, so die Villa Elisabeth zum Besuch ihrer Installationen.

Musiktheater war einmal ein Feld, das Europas Kulturen in konfliktreichem Ideenaustausch miteinander vereinte. Aufgrund fehlender Institutionen und Netzwerke zerfällt Europas neues Musiktheater dagegen in lokale Wege und Richtungen, die kaum voneinander wissen, geschweige denn zu kreativem Austausch miteinander fänden. Um dieser Regionalisierung zu entkommen, wirft BAM! bei jeder Austragung den Blick auch über den Berliner Horizont hinaus und sucht die Auseinandersetzung mit einem jeweils wechselnden weiteren Zentrum neuen Musiktheaters in Europa. Mapping Music Theatre heißt diese Programmschiene, in ihrem Fokus steht 2022 die Schweiz. Drei Theaterproduktionen, eine Late-Night-Performance und eine Installation aus diesem Raum, der in diesem Fall selber ein multikulturell geteilter ist, und ein angeschlossenes Panel ergänzen das Berliner Programm.

Produktionen, die auf intime Nähe zu einem eher kleineren Publikum zielen, sind charakteristisch fürs freie Musiktheater dieser Stadt, sie dominieren auch diesmal das Programm und finden jeweils zu mehreren Aufführungen. Nur einmal sind die für größeres Publikum bestimmten Projekte im Saal der Volksbühne zu erleben. Vor die Abendvorstellungen ist im Sternfoyer jeweils ein ebenfalls nur einmal gespieltes Projekt aus dem Performancebereich geschaltet.

Auch 2022 will BAM! Anreiz stiften, diese Tage wahrzunehmen als Raum von Begegnung, Diskussion und Ideenbildung im Vergleich konkurrierender Wege eines aktuellen Musiktheaters. Wenig liegt weiter als Fußweite voneinander entfernt, noch der kurze Weg zum Acker Stadt Palast ist gefüllt mit Musiktheater. Die Festival-Lounge dient als Treffpunkt und Forum für Gespräche von Publikum und Künstler:innen. Trotz gestiegener Kosten blieb es erklärter Wille, auf Erhöhung der Eintrittspreise zu verzichten. Für viele Events, darunter die beliebten Late-Night- Veranstaltungen, ist der Eintritt außerdem frei. Und auch 2022 gilt BAM!s eigenes und inzwischen bewährtes Rabattsystem beim Kauf mehrerer Tickets.

Wir freuen uns auf Sie!